Südbad – Innenstadt Süd

Chrizzi HeinenStadtbeschreiberin Chrizzi Heinen


1957 erbaut, 1960 eröffnet, gilt das Südbad in der Ruhrallee als Baudenkmal Dortmunds. An den alten Fliesen an der Nordseite konnte ich mich bei den letzten beiden Besuchen gar nicht satt sehen.

Mein Aufnahmegerät habe ich im Schließfach gelassen, Fotoapparate darf man ja auch nicht mit in die Schwimmhalle nehmen.

Donnerstag Vormittag ist es richtig leer. Neben mir schwimmt eine schwarzhaarige Frau mit permanent Make-Up, auf der anderen Bahn ein älteres Paar: Sie mag so Ende achtzig sein und trägt eine silbergraue Speedo-Badekappe, er schaut etwas jünger aus und trägt eine blaue Kappe. Schwer auszumachen, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen, aber ganz offensichtlich haben sie sich hier im Becken zum Quatschen verabredet.
Während sie im Rückenstill durchs Wasser paddelt, schwimmt er ihr gegenüber an ihrem Fußende hinterher. Kopf und Schultern der beiden ragen aus dem Wasser. Wenn sie das Ende der Bahn erreicht haben, dreht sich dieser Zweipersonenschwimmapparat einmal um 180 Grad, und sie schwimmen in denselben Stil zurück, den Blickkontakt während des Gesprächs haltend, als würden sie sich mit Badekappen an einem Tisch gegenüber sitzen, der unter der Wasseroberfläche seine Bahnen zieht.
Wenn ich an ihnen vorbeischwimme, schnappe ich Teile ihrer Unterhaltung auf. Sie erzählt, dass sie in den 60er Jahren in Frankreich war, offenbar nicht mit ihrem Badefreund, vielleicht mit ihrem verstorbener Mann, vermute ich. Ihr Schwimmfreund hört angeregt zu. Es war in der Bretagne, erzählt sie, die Franzosen sprachen kein deutsch und sie kein Französisch, mit Händen, Füßen und viel Lachen hätte man sich verständigt. Auf Malle können alle deutsch, meint sie. Worauf ihr Badefreund sagt, da würden auch viele Spanier Urlaub machen, die kein deutsch könnten. Es sind keine weltbewegenden Gespräche, die die beiden da führen, aber in dieser Konstellation erinnern sie mich an einen schwimmenden Podcast, dem ich beim selber schwimmen gern zuhöre.

Ein schwimmender Podcast, dem ich gern zuhöre

In den Duschen treffe ich auf eine Mittzwanzigerin, die mir erzählt, dass sie hier in Dortmund nur zu Besuch ist und eigentlich aus Köln kommt. Bin ich ursprünglich auch, sage ich und frage, wo in Köln sie denn genau lebe. Naja, eigentlich nicht direkt Köln, gibt sie zu, komme aus Bergheim. #kicher
Später beim Haareföhnen treffe ich das Schwimmpodcast-Pärchen wieder. Gemeinsam verlassen sie das Bad. Ich ziehe mir im Automaten eine Fünferkarte.

Am Folgetag bin ich spät dran, erst am Nachmittag komme ich ins Bad. Das Becken ist voll, verschiedene Kinderkurse belagern die Bahnen. Ältere Kinder, die von ihren hitzigen Trainern beim Rückenschwimmen angebrüllt werden: Hintern hoch, schneller Paddeln, Körperspannung! Und Sechsjährige, die am Beckenrand sitzen, unsicher mit den Beinen strumpeln, die Füße knapp über der Wasseroberfläche, und sich nicht trauen, den halben Meter ins Wasser zu springen. Erst als ein freundlicher Trainer selbst ins Becken geht und ihnen anbietet, sie aufzufangen, wagen sie den Sprung. Ich habe fast vergessen, dass ich 2006 bei einer Jobsuche in Berlin selbst mal ein Vorstellungsgespräch als Schwimmtrainerin für Kleinkinder (Kinder, die kaum sprechen konnten!) hatte. Die ganze Sache hatte mich damals so beeindruckt, dass ich sie in einer einfach geschriebenen E-Mail an Freunde festhielt, die man bei Klick auf Email nachlesen kann.