Vor ein paar Tagen war ich zu Besuch beim Bildungswerk Vielfalt, direkt neben dem Dortmunder U. Dort hat eine Gruppe Studierender vom Verein Kamerunischer Ingenieure und Informatiker ein großartiges Literatur- und Kunst-Projekt namens „Das Wetter nach Corona“ ins Leben gerufen. Dabei sollen die Eindrücke die verschiedenste Menschen von der Pandemie haben, anhand von Orten erzählt werden, die ihnen während der ganzen Zeit Kraft gegeben haben. Das findet in der Form von Gedichten statt, von Malereien und Zeichnungen und Fotografie.
Die Initiator:innen des Projektes, Fabrice, Audrey, Mickaella und Boris haben mit Unterstützung von Kati Stüdemann vom Bildungswerk Vielfalt eine Workshopreihe ins Leben gerufen, in dem neben kreativem Schreiben eben auch Fotografie und Bildende Kunst, also Erzählkunst in allen Variationen präsentiert und gemeinsam erarbeitet wird. Im Sommer auch einige Gast-Workshops mit eingeladenen Künstler:innen und Autor:innen angedacht und gegen Ende des Jahres soll das ganze Projekt als fotografisch und bildnerisch illustrierter Lyrik- und Prosa-Band gedruckt und veröffentlicht werden.
Der Romanautor Fabrice Ténembot schreibt seine Texte meistens auf Französisch und erzählt, dass ihm die Mehrsprachigkeit in dem Projekt ein wichtiges Anliegen ist. Es wird sogar überlegt, gänzlich auf Übersetzungen ins Deutsche zu verzichten. Wer auf Deutsch schreiben will, schreibt auf Deutsch. Wer auf Französisch oder Englisch oder in einer anderen Sprache schreiben will, der soll auch in dieser Sprache abgedruckt werden.
Boris stellt mir am Ende noch drei Fragen für eine Reihe von Videointerviews. Die Fragen muss ich ohne nachzudenken und ohne sie vorher gehört zu haben direkt beantworten und sie lauten: „Wer bist du?“, „Wer warst du?“, und „Wer darfst du sein?“. Ich möchte nicht zu viel von meinen Antworten verraten, zum einen, weil man sie auf Instagram bei @living_library_01 nachschauen kann, aber auch weil ich massiv mit den Fragen überfordert war und nur kompletten Blödsinn geantwortet hab. Frei reden muss man eben auch können. Ganz schön schwierig, wenn man nicht wie gewohnt eine Woche alleine in seiner Wohnung Zeit hat, die Fragen ausführlich zu recherchieren und dann schriftlich in einem langen Essay zu beantworten, sondern im Sitzungssaal am Tisch direkt in die Kamera. Die kürzesten Fragen sind irgendwie auch immer die schwierigsten.
Zum Abschied gibt mir Fabrice sogar noch zwei seiner Bücher mit. Sein Roman „Le Diplmé Et L’intellectuel – À Qui Le Siége?“ ist bei Publiwiz Editions erschienen, sein Buch „Le Bavard intéressant“ im Eigendruck.